New Model Army


New Model Army

New Model Army- Ohne Kompromisse weltweit erfolgreich


Ende Juli kommen die 1980 in Bradford/England von Sänger und Gitarrist Justin Sullivan gegründeten New Model Army für einen Auftritt ins Saarland. Im Gepäck haben sie ihr 2024 veröffentlichtes Album „Unbroken“, dem aktuell das Livealbum „Live SO36“ hinterhergeschickt wurde. Auch mit der aktuellen Besetzung, zu der neben einem neuen Bassisten die langjährigen Mitglieder Dean White (Keyboard/Gitarre) und Michael Dean, (Schlagzeug) zählen, bleiben sie dem energetischen Mix aus Folk, Punk und Rock treu. Im Gespräch mit Justin blicken wir überblicksartig auf 45 Jahre New Model Army zurück.


45 Jahre New Model Army. In der aktuellen Besetzung bist Du seit 1985 das einzig verbliebene Gründungsmitglied. Hattest Du damals mit einer so langen und erfolgreichen Karriere gerechnet, die euch wie zuletzt nach Honkong, Australien und Neuseeland führte?

Auf keinen Fall, eher mit zwei Shows. Aber NMA sind für mich zum Lebensmittelpunkt geworden. Und wenn Du liebst, was Du machst, geht es auf unbestimmte Zeit mit dieser Motivation weiter.


Gibt es drei KünstlerInnen/Bands, die Dich inspiriert haben eine eigene Band zu gründen?

The Who mit „My Generation”, da war ich ungefähr 10 Jahre alt. Ich sah sie bei der TV Show Ready Steady Go! Dann viele Klassiker der Tamla Motown-Zeit in den 1960er Jahren. Und 1979 eine Show der Londoner Politpunk-/Reggae-Band The Ruts, die mein Leben verändert hat. Kurz danach haben wir mit New Model Army begonnen.


In „Goth – Die Dunkle Seite des Punk“ vom britischen Journalisten/Autor John Robb ist NMA Kapitel 26 gewidmet. Euch wird darin eine zentrale Bedeutung für die Szene zugesprochen, ohne dass ihr je wirklich Gothics wart.

Wir spielen ja schon immer für ein Publikum aus Punks, Metalfans und Gothic-AnhängerInnen. Es gibt da bis heute keine Grenzen für uns und wir sind nach wie vor kein fester Bestandteil einer einzigen Szene. Wir denken nicht in Genres, sondern glauben an Musik. Aber klar, jemanden wie Andrew Eldritch von The Sisters Of Mercy kenne ich seit den frühen 1980er Jahren, Bezugspunkte gibt es also.


Ihr seid gerade auf der „Unbroken Tour Part 2“, habt aber kürzlich das Livealbum „Live SO36“ veröffentlicht, dass in Berlin aufgenommen wurde.

Ja, die Show in Berlin wurde schon 2022 produziert, aber die Veröffentlichung hat sich hingezogen, so dass das Studioalbum „Unbroken“ aus dem Jahr 2024 sogar noch vorher veröffentlicht wurde. Wir haben es im eigenen Studio eingespielt und es ist dank seiner Vielschichtigkeit zu etwas Besonderem für uns geworden. Die 11 Stücke markiert ein heftiger Gitarren-Sound, während das rhythmische Zusammenspiel zwischen Bass und Schlagzeug nie zu kurz kommt. Wir verschieben die Grenzen unseres einzigartigen Sounds, bleiben uns selbst jedoch treu.


Auf welche Alben eurer äußerst umfangreichen Diskografie blickst Du heute besonders gerne zurück?

Auf „Vengeance“ (1984), „Thunder & Consolation“ (1989), „The Love Of Hopeless Causes“ (1993) und „Between Dog And Wolf” (2013). Sie haben das Wirken der Band zu ihrer jeweiligen Zeit und bis heute maßgeblich mitbestimmt.

Zwischen 1985 und 1997 habt ihr mit den Major-Labeln EMI und Sony Music zusammengearbeitet. Hast Du den Schritt zurück zur Unabhängigkeit jemals bereut?

Nein, denn es macht Sinn für uns auf diese Art und Weise zu arbeiten und unsere Musik so unabhängig wie möglich zu präsentieren. Es ging uns immer um mehr als reines Geldverdienen und so haben wir diesen Schritt nie bereut.


Das Verhältnis zwischen NMA und den Fans war immer besonders, sie gelten als überdurchschnittlich treu. Und das ohne große Sociall Media-Aktivitäten eurerseits.

Diesbezüglich sind wir eher eine private Band. Das Verhältnis zu unseren Fans ist nicht konstruiert. Wir legen und stilistisch nicht fest, schränken uns nicht ein und gehen weder künstlerische noch kommerzielle Kompromisse ein. Darin findet sich unsere loyale Fangemeinde wieder. Und unsere Texte sind oft als kritischer Kommentar zum Zeitgeschehen zu verstehen, das schätzen unsere AnhängerInnen.


Vor allem die unverwechselbaren Cover prägten Euer optisches Erscheinungsbild über Jahre hinweg. Sie stammen von Joolz Denby, die auch eure Managerin war. Habt ihr noch Kontakt?

Ja, natürlich. Sie ist eine begnadete Dichterin und Künstlerin, die bis heute unsere Cover, aber auch unsere T-Shirts und vieles mehr gestaltet.


Der EU-Austritt des Vereinigten Königreichs, oft als Brexit bezeichnet, erfolgte am 31. Januar 2020 Was hältst Du heute davon?

Der Brexit war eine idiotische Idee, die von Nationalisten durchgesetzt wurde. Nach und nach erkennen die Leute aber, dass es für immer mehr von uns ein komplettes Desaster ist. Vor allem für junge Bands, die außerhalb des UK touren wollen.


Die Großstadt Bradford hat zahlreiche Wahrzeichen der industriellen Revolution aus der viktorianischen Zeit bewahrt. Lebst Du gerne dort.

Ich habe dort studiert und lebe da, wenn ich nicht auf Tournee oder bei meiner Lebensgefährtin in Paris bin. In Bradford befindet sich ja auch unser Studio und Proberaum in einer Art Hippie-Komplex, wo sich u.a. auch Paradise Lost angesiedelt haben.


Text: Frank Keil Bilder: Tina Korhonen

Neue Gebläsehalle, Neunkirchen

Mittwoch, 23. Juli // 20.00 Uhr

newmodelarmy.org