Skunk Anansie


Skunk Anansie

Skunk Anansie - Die Schmerzhafte Wahrheit oder über die Veränderung der Ignoranz


Skunk Anansie ist jene 1994 von „Skin“ (Deborah Anne Dyer) „Ace“ (Martin Ivor Kent an der Gitarre), „Cass“ (Richard Keith Lewis und Schlagzeuger Mark Richardson gegründete britische Alternative-Rockband, die mit Welthits wie „Weak", „Hedonism" oder „Secretly" und mit ihren ersten drei Alben „Paranoid & Sunburnt“ (1995), „Stoosh“ (1996) und „Post Orgasmic Chill“ (1999) in den 90ern den Grundstein ihrer erfolgreichen Karriere legten. Jetzt sind Skunk Anansie mit ihrer charismatischen wie impulsiven Frontfrau „Skin“ und dem siebten Album „The Painful Truth“ nach Jahren der Abstinenz zurück.

Hypnotisierend, provokativ, kraftvoll und emotional klingen die zehn neuen Songs. Das Talent der Band, große Popsongs zu schreiben, ist geblieben. Ihre Hooks sind dieses Mal eher noch schärfer geworden und sinken schneller ein. Über den Bandnamen „Skunk Anansie“ wurde übrigens schon viel spekuliert. „Aber die „schmerzhafte Wahrheit“ darüber bleibt, wie sie ist“, sagt Skin. „Er leitet sich von einer mythischen westafrikanischen Figur, dem Spinnenmann ‚Anansie‘ ab. ‚Skunk‘ dagegen ist eine Cannabissorte, den wir als Begriff ‚Anansie‘ hinzugefügt haben, um den Namen anstößiger zu machen. ‚Anansie‘ lernte ich durch die Geschichten meiner Vorfahren aus Zeiten der Sklaverei kennen“, so „Skin“.

Und welche Wahrheit verbirgt sich hinter dem Album-Titel?

Es geht darum, das zu reflektieren, was uns beschäftigt. Es sind harte Zeiten da draußen und jeder von uns erlebt seine eigene schmerzhafte Wahrheit, der wir mit diesem Album Raum geben wollen. Wir wollen denen, die die Songs hören, sagen, dass sie nicht allein sind und wir alle mit schmerzhaften Wahrheiten zu kämpfen haben.

Ihr habt schon immer Songs über Rassismus, Geschlechterbarrieren und Gleichberechtigung geschrieben. Ist Musik 2025 noch ein gutes Transportmittel für politische Botschaften?

Ich denke, es kommt darauf an, wer diese Botschaften verbreitet und wie gut er darin ist. Es sollte kein Zwang sein, mit Musik Botschaften vermitteln zu müssen, nur um des Vermittelns wegen. Der oder diejenige, die das aber tun, sollten tatsächlich etwas zu sagen haben und es authentisch vermitteln können. Wir befinden uns derzeit in einer Zeit, in der grundsätzliche Dinge wie Meinungs- und Pressefreiheit, Menschenwürde, Gleichheit der Geschlechter und Freiheit im Allgemeinen an manchen oder gar vielen Orten dieser Welt gefährdet sind. Daher ist es umso wichtiger, sich dafür einzusetzen. Es geht darum, aufzustehen und dagegen zu opponieren, wenn man das Gefühl hat, da läuft etwas falsch.

Was bedeutet der Songtitel „An artist is an artist“ ?

Es geht um die Stellung eines Künstlers in all seinen Facetten. Ein Künstler ist immer auch ein bisschen verrückt, spaßig, amüsant. Er malt dir mit Worten oder mit seiner Musik Bilder in deinem Kopf, um dich zu unterhalten, aber auch um dich zum Nachdenken zu bewegen. Er zeigt dir etwas von deinem Inneren, aber er zeigt Dir auch den Spiegel Deines Ichs. Darum geht es in dem etwas sarkastischen Song.

Worum geht es in dem Song: „Lost and Found“?

Darum, dass wir die Einsamkeit und Verzweiflung heraufbeschwören wollten, die durch einen winzigen Fehler in Sekundenbruchteilen entstehen können. Jeder von uns kann jederzeit die Sicherheit verlieren, die wir uns im Laufe unseres Lebens aufgebaut haben, sei es durch einen Unfall oder eine plötzliche Wendung des Schicksals.

Wem prostest Du im Song „Cheers“ zu?

Weißt Du, ich glaube nun mal nicht an dieses christlich-nationale Ding, nicht an den großen Retter, der uns bei allem beisteht und uns rettend bei allem zu Hilfe eilt. Das ist einfach lächerlich. Auf der einen Seite heißt es, Gott gibt uns freien Willen zu entscheiden, an anderer Stelle heißt es, er kommt, um uns zu erlösen. Historisch gesehen, sind es doch die Menschen, die sich erlösen. Religiöse Führer, die die Menschheit retten, hat es doch nie gegeben. Im Gegenteil, Religion hat historisch gesehen mehr Unheil als Heil über die Menschheit gebracht. Die Menschen waren es und müssen es sein, die die Konflikte lösen. Und darauf spreche ich, wenn auch etwas sarkastisch einen Toast aus.

Hast Du Vorbilder in Sachen Songwriting?

Nein, wenn man ein Vorbild hat, kommt man leicht in die Gefahr, so sein zu wollen, wie das Vorbild, was wiederum die eigene Kreativität ausbremst. Es ist einfach nicht normal, eine Kopie von etwas werden zu wollen.

Was hat sich Eurer Meinung nach in Sachen Feminismus und Rassismus verändert?

Vor allem die Perspektive der Ignoranz. Als wir unsere ersten Songs über Homosexualität, Feminismus und Anti-Rassismus schrieben, waren die Leute noch nicht so dafür sensibilisiert, wie sie es heute sind. Vielleicht fehlte damals auch das Bewusstsein dafür, oder man wollte sich mit diesen Themen einfach nicht so sehr auseinandersetzen, sofern man nicht selbst davon betroffen war. Es gab viel Ignoranz. Ja, die gibt es immer noch. Spätestens seit der „Black Lives Matter“-Bewegung hat sich einiges geändert. Plötzlich rückte das alles in die Öffentlichkeit. Aber richtig besser geworden ist die Situation auch nicht wirklich. Im Gegenteil, heute gibt es immer mehr, die auf diese „White men rule the world“-Philosophie auch noch stolz sind. Vielleicht haben sie auch Angst, ihre Privilegien zu verlieren, wenn sie allzu tolerant werden. Und das ist etwas, was sich verändert hat. Ja, die Art der Ignoranz hat sich verändert.

Text & Bild: Prof. Dr. Christof Graf

Garage Saarbrücken
Dienstag, 15. Juli 2025 // ab 18.30 Uhr
skunkanansie.com